Madagaskar - Die bestehenden Schulen unbedingt aufrechterhalten, ist ein Ziel unserer Intervention. Die Schule von Anivorano gibt ein aufschlussreiches Beispiel.
Die Grundschule des Weilers Anivorano war seit 1964 eine der wichtigsten Schulen in der Gemeinde Ambano. Auf ihrem Höhepunkt 2012/2013 empfing die Schule über 600 SchülerInnen aus sieben Weilern! Dann begann der Abstieg in die Hölle. Zwei aufeinanderfolgende Stürme 2016 und 2017 haben zwei von drei Gebäuden schwer beschädigt. Diese konnten nicht mehr genutzt werden, und die Eltern errichteten provisorische Unterstände aus Blech, um den Unterricht aufrechtzuerhalten. Die Schülerzahl brach im Schuljahr 2017/2018 auf 317 ein.
Die Schliessung wurde knapp abgewendet. Die Direktorin, Jeanne Noeline, erzählt: „Es war absurd zu behaupten, dass diese Kinder angesichts der baufälligen Infrastruktur anständig ausgebildet werden. Heute ist dieses Problem gelöst, und wir können uns wieder zu 100 % auf den Unterricht konzentrieren.“ Durch die Sanierung des historischen Gebäudes mit zwei Klassenzimmern aus dem Jahr 1964, den Bau von zwei neuen Klassenzimmern und einem Toilettenblock hat die Schule die notwendige Infrastruktur wiedererlangt, um die SchülerInnen unter günstigen Lernbedingungen zu unterrichten.
Obwohl zu Beginn des Schuljahres 2019/2020 der Schülerzuwachs nur +2,8 % betrug, zeigen zwei Indikatoren, dass die Massnahme Früchte trägt. Zum einen sind 36 SchülerInnen in die Schule von Anivorano zurückgekommen, darunter 14 SchulabbrecherInnen, 6 SchülerInnen einer Privatschule und 16 SchülerInnen der benachbarten öffentlichen Schulen. Zum anderen wurde die erste Stufe angesichts eines beispiellosen Zustroms von 120 SchülerInnen verdoppelt, was einer Steigerung von 24 % entspricht. Letztere besuchen den Unterricht in zwei Klassen zu je 60 SchülerInnen. Wenn diese Tendenzen anhalten, wird die Schule von Anivorano bald zu ihrer Blütezeit zurückkehren.
Momentan findet der Unterricht nur vormittags statt, aber in den kommenden Jahren und durch die Verringerung der Schulabrecherquote wird die Zahl der SchülerInnen sicherlich steigen. Um die Qualität des Unterrichts aufrechtzuerhalten, muss Unterricht am Nachmittag eingeführt werden. Es besteht das Risiko, dass die Infrastruktur bald zu klein sein wird. Die Bedenken haben sich innerhalb eines Jahres radikal geändert.
Xavier Mühlethaler
Übersetzt von Pia Bangerter